Dienstag, 24. April 2012

Scheidungskinder

Ich moechte hiermit meinen Eltern dafuer danken, dass unsere Familienverhaeltnisse immer harmonisch waren. Wirklich und wahrhaftig.
Schon nach nur zwei Wochen, und obwohl ich volljaehrig und kein leibliches Kind der Familie bin, werde ich der familiaeren Situation der Gastfamilie ueberdruessig. Die Kinder tun mir leid, aber ich habe das Gefuehl, ich bin im Haus der Familie fehl am Platz, gehoere nicht dort zwischen die Fronten, wo sich zwei Partner nicht richtig einig werden koennen.

Fuer Sarina und mich suche ich deshalb eine neue Wohnung. Und wir haben wahnsinniges Glueck.
Es ist noch nicht allzu lange her, dass ich die Strasse entlangspazierte und mir aus einem Auto jemand in perfektem Deutsch nachrief, ob ich vielleicht Deutsch spreche? Ich hatte die Person kaum gesehen, denn es war bereits dunkel und die Person ebenfalls (ich habe gelernt, dass, waehrend wir mit heller Hautfarbe im Winter weiter ausbleichen, die Afrikaner in der Kaelte nachdunkeln). "Ja", hatte ich gesagt, trete ans Fenster und wir unterhalten uns eine Weile. Die Person heisst Ossman, und er kommt aus Ukunda, lebt aber schon seit ueber 22 Jahren in Deutschland. "Wo genau?", will ich wissen, und er erzaehlt mir etwas von der Naehe von Koeln, und einem Braunkohlekraftwerk. "Niederaussem?", frage ich, denn in der Naehe wohnen meine Eltern und bin ich aufgewachsen. Ossman nickt, jetzt aber wohne er in Bruehl, sagt er. Kenne ich auch. Da gibt es einen Freizeitpark mit afrikanischer Themenwelt, wo er gern essen geht, aber arbeiten tut er bei Renault. Alle zwei Jahre kommt er drei Monate in die kenianische Heimat. Ich fand es unglaublich toll, als wie klein die Welt sich wieder mal herausgestellt hat, und wir tauschen Telefonnummern und wollen uns nochmal treffen.

Sarina und...
... Ossman und ich mit Welpen
Dieses Treffen findet heute statt. Wir erzaehlen ihm irgendwann von unseren Umzugsplaenen, da stellt sich heraus, dass Ossman Apartments vermietet. Eine Stunde spaeter besichtigen wir eins, am naechsten Tag uebernehmen wir die Schluessel als Zwischenmieter. Der Hauptmieter hinterlaesst uns Bett und Esstisch. Die Matratze ist toll, und ich verbringe die erste Nacht alleine dort, denn Sarina faehrt ueber Nacht nach Mombasa.
Ossman selbst wohnt in einem grossen Haus gleich dahinter, und er zeigt uns das ganze Grundstueck, seine beiden Schaeferhundewelpen und die grosse Veranda. Uns gefaellts.

Einzig die Reaktion der Gastfamilie truebt die Stimmung sehr. Wir hoffen, dass sich bald wieder alles beruhigt und hoffen fuer die beiden und die Kinder, dass sich alles schnellst- und bestmoeglich regeln laesst. Aber wir koennen ihnen nicht helfen, das haben wir vergeblich versucht, und uns erscheint der Auszug richtig.

Fuer Sarina ist es die erste, eigene Wohnung, und das will gefeiert werden. Aber erst morgen.


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